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Mind-Body-Medizin & Neurofeedback

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Die Neurofeedback- Methode ISF - Infra-Slow Fluctuation
16.05.2025 16:22

ISF-Neurofeedback nach Mark Smith: Tiefe Frequenzen für mentale Balance

Das ISF-Neurofeedback (Infra-Slow Fluctuation) ist eine spezialisierte Form des Neurofeedbacks, die sich auf die extrem langsamen Gehirnwellen unter 0,1 Hz konzentriert. Diese Methode wurde von dem US-amerikanischen Therapeuten Mark L. Smith entwickelt und zielt darauf ab, die Selbstregulation des Gehirns zu fördern und das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist zu verbessern.

 

Was passiert beim ISF-Neurofeedback?

"Infra-Slow Fluctuation" bezeichnet die ultra-langsamen Schwankungen der Gehirnaktivität, die unterhalb der herkömmlichen EEG-Frequenzbänder liegen. Diese ultra-langsamen Wellen sind eng mit der Funktion des autonomen Nervensystems, dem sog. Default-Mode-Network und den Gliazellen verbunden, die eine zentrale Rolle in der neuronalen Kommunikation spielen.

Im Gegensatz zu traditionellen Neurofeedback-Methoden, die auf schnellere Frequenzen wie Alpha oder Beta abzielen, konzentriert sich ISF-Neurofeedback auf diese tiefen Frequenzen, um die grundlegende Erregbarkeit und Flexibilität des Gehirns zu modulieren. Dies kann helfen, festgefahrene neuronale Muster zu lösen und das Gehirn in einen Zustand der optimalen Selbstregulation zu versetzen.

 

Wie läuft eine Trainingssitzung ab?

Während einer ISF-Neurofeedback-Sitzung werden Elektroden auf der Kopfhaut platziert, um die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen. Diese Signale werden in Echtzeit analysiert, und der Klient erhält auditives oder visuelles Feedback, das ihm hilft, seine Gehirnaktivität zu regulieren. Ein Beispiel für auditives Feedback ist ein Ton, der sich in Tonhöhe verändert, je nachdem, ob die infraslowen Fluktuationen zunehmen oder abnehmen.

Ein zentrales Element des Trainings ist die Bestimmung einer individuellen "optimalen Frequenz" (OF), die für jeden Klienten spezifisch ist. Durch das Training dieser Frequenz kann das Gehirn lernen, seine Aktivität zu stabilisieren und flexibler auf Reize zu reagieren.

 

Anwendungsgebiete von ISF-Neurofeedback

ISF-Neurofeedback wird in einer Vielzahl von klinischen und nicht-klinischen Kontexten eingesetzt, darunter:

  • ADHS und Autismus
  • Migräne, Tinnitus und chronische Schmerzen
  • Schlafstörungen und Parasomnien
  • Angststörungen, Depressionen und PTBS
  • Zwangsstörungen und Tics
  • Emotionale Dysregulation und Stressbewältigung
  • allgemeine Leistungssteigerung bei gesunden Individuen (Peak-Performance-Training)

Die Methode hat sich insbesondere bei schwer behandelbaren Fällen als vielversprechend erwiesen, da sie tiefgreifende Veränderungen in der neuronalen Aktivität fördern kann.

 

Wissenschaftliche Studienlage zur Wirksamkeit

Obwohl ISF-Neurofeedback eine relativ neue Methode ist, gibt es erste Studien, die auf positive Effekte hinweisen:

Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie zeigte, dass ISF-Neurofeedback das Verlangen nach Essen bei übergewichtigen Frauen mit Esssucht reduzieren kann. Die Teilnehmerinnen erhielten sechs Sitzungen, und es wurden signifikante Veränderungen in der infraslowen Aktivität im posterioren cingulären Cortex festgestellt.*

In einer weiteren Studie mit Personen, die unter chronischen Rückenschmerzen litten, führte ISF-Neurofeedback zu Veränderungen in der effektiven Konnektivität zwischen bestimmten Gehirnregionen, was mit einer Reduktion der Schmerzintensität korrelierte.**

Eine Untersuchung bei Patienten mit chronischer Kniearthrose ergab, dass ISF-Neurofeedback eine sichere, anwendbare und von den Teilnehmern gut akzeptierte Maßnahme ist. Es wurden Veränderungen in der neuronalen Aktivität und funktionellen Konnektivität festgestellt, die mit einer Verbesserung der Schmerzsymptomatik einhergingen.***

Diese Studien legen nahe, dass ISF-Neurofeedback potenziell wirksam bei der Behandlung verschiedener chronischer Zustände sein könnte. Allerdings sind weitere groß angelegte und methodisch rigorose Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und die zugrunde liegenden Mechanismen umfassend zu verstehen.

 

Fazit

ISF-Neurofeedback nach Mark Smith bietet einen innovativen Ansatz zur Förderung der Selbstregulation des Gehirns durch das Training extrem langsamer Frequenzen. Die Methode zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung verschiedener neurologischer und psychischer Störungen sowie zur Steigerung der mentalen Leistungsfähigkeit. Während die aktuelle Studienlage erste positive Hinweise liefert, bedarf es weiterer Forschung, um die Effektivität und Anwendungsmöglichkeiten dieser Methode vollständig zu erfassen.

 

Quellen:

* ISF bei Ess-Sucht: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30076365/

** ISF bei chronischen Rückenschmerzen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36358440/

*** ISF bei chronischer Kniearthrose: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35968375/

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